Geschichte des politischen Denkens Band 3: Neuzeit. Teilband 2: Das

Die politische Kultur der westlichen Welt in einer breit angelegten Gesamtschau. Von den Griechen und ihrer Entdeckung von Politik und Demokratie, über die Römer und die christliche Welt bis zur Gegenwart, die vom Kampf um Menschenrechte und dem Totalitar

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REPORT


Henning Ottmann

Geschichte des politischen Denkens Von den Anfängen bei den Griechen bis auf unsere Zeit

Verlag J. B. Metzler Stuttgart ·Weimar

Henning Ottmann

Geschichte des politischen Denkens Band 3: Neuzeit Teilband 2: Das Zeitalter der Revolutionen Mit 3 Abbildungen

Verlag J. B. Metzler Stuttgart ·Weimar

Der Autor:

Henning Ottmann, Professor für Politische Wissenschaft an der Universität München; Mitherausgeber der >>Zeitschrift für Politik>Philosophischen JahrbuchsNietzsche-Handbuch>Naturabsichtvollendeter Sündhaftigkeit>List der Vernunft>A Summary View of the Rights of British America>Declaration of Independence>Sentiments of the day>Notes on the State of Virginia>Autobiography>The Way to Wealth>CommonSense> The Rights of Man> The Age of Reason >Federalist Papers>großen Fortschritte>Qu'est-ce que le Tiers-Etat?>wall of seperation«, wie Jefferson die Trennmauer nannte. Im Gegensatz zur freundlichen Kooperation von Kirche und Staat, wie sie etwa in der Bundesrepublik Deutschland vorherrscht, hat die Trennung sogar feindliche Züge. Der scharfen Trennung gegenüber steht eine Omnipräsenz zivilreligiöser Phänomene im öffentlichen Raum. Eine säkularisierte, alle Konfessionen und Religionen umfassende öffentliche Religion prägt das politische Leben: von den Inauguraladressen der Präsidenten über die quasi-religiöse Verehrung der Gründungsväter und der Verfassung bis hin zu den memorials, den Soldatenfriedhöfen, dem pledge of allegiance oder der sacredness of the flag. Die pluralistische Einwande-

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Politisches Denken der Amerikanischen Revolution

rungsgesellschaft findet in der Zivilreligion das Band ihrer Gemeinschaftlichkeit. Dabei mag man rätseln, was daran noch Religion genannt werden darf und was daran nur die Beschönigung eines Auserwähltheitsglaubens, eines Nationalismus und eines als Missionierung der Welt getarnten Imperialismus ist. Die Bildung der Nation vollzog sich auf dem neuen Wege der Verfassungsgebung durch eine Versammlung. Darin wurde Amerika vorbildlich für die Welt. Der Anspruch auf Unabhängigkeit vom englischen Mutterland konnte nicht mit der Berufung auf das alte Recht der Engländer, auf die Magna Charta oder die Bill of Rights, begründet werden. Man mußte die Sprache der natürlichen Rechte und der Rechte des Menschen sprechen. Jefferson hat sie in der Declaration of Independence (4. Juli 1776) unvergeßlich formuliert. Die größte Leistung des politischen Denkens jener Zeit stammt von den sogenannten Federalists, drei Autoren, welche 1787/88 die von der Verfassungsgebenden Versammlung in Philadelphia vorgeschlagene Verfassung diskutieren. John Jay, Alexander Hamilton und James Madison entwerfen das eigentlich Revolutionäre: das Bild einer modernen repräsentativen Republik. Sie revolutionieren den Republikanismus, der seitdem nie mehr war, was er einmal gewesen ist (hier 7.). Wenn man Amerika die Frage stellt, die Polybias Rom gestellt hat- wie war der Aufstieg zur Weltmacht möglich?-, dann kann man zunächst im Sinne des Polybias antworten: die Verfassung hat es möglich gemacht. An