Leopoldina und die Rolle der Medizin
- PDF / 735,500 Bytes
- 5 Pages / 595 x 792 pts Page_size
- 37 Downloads / 209 Views
ndung und Namensgebung Mit dem Wahlspruch „Numquam otiosus“ gründeten 4 Schweinfurter Ärzte im Jahr 1652 eine Academia Naturae Curiosorum. Zwanzig Jahre später erhielt die Akademie bereits die öffentliche Anerkennung durch kaiserliches Signum und Bestätigung der Statuten. Es war Kaiser Leopold I., der die wachsende Bedeutung der Akademie erkannte und diese mit besonderen Privilegien ausstattete, die ihre Unabhängigkeit von den einzelnen Dynastien im Reich und die Zensurfreiheit ihrer Veröffentlichungen garantierten. Obwohl auch die nachfolgenden Kaiser Karl VI. und Karl VII. diese Privilegien sicherten und sogar noch erweiterten, was ihnen durch die Einfügung ihres Namens in den Titel der Akademie „Sacri Romani Imperii Academia Caesarea Leopoldino-Carolina Naturae Curiosorum“ vergolten wurde, hat sich später die Kurzform „Leopoldina“ durchgesetzt. Die offizielle Bezeichnung lautete, nachdem Latein als Lingua franca in den Hintergrund getreten war, bis zur Ernennung zur Nationalen Akademie „Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina“. Ihr Wirken war niemals unterbrochen, auch nicht in schwierigen Zeiten. Sie ist damit die älteste kontinuierlich bestehende wissenschaftliche Akademie der Welt.
Wissenschaftliche Revolution der Neuzeit Warum fand Wissenschaft in den deutschen Ländern im 17. Jahrhundert einen fruchtbaren Boden, warum bestand im 17. Jahrhundert ein politisches Interesse an unabhängiger Wissenschaft, und
1178
Der Radiologe 12 · 2020
Wolfram H. Knapp1 · Anca-L. Grosu2 1 2
Klinik für Nuklearmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland Klinik für Strahlenheilkunde, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Deutschland
Leopoldina und die Rolle der Medizin warum waren es Ärzte, die eine naturwissenschaftliche Akademie gründeten? Mit diesen Fragen werden wir uns zumindest kurz zu beschäftigen haben. Es herrscht weitgehender Konsens, dass die wissenschaftliche Revolution der Neuzeit schon im ausgehenden Mittelalter ihren Ursprung hatte. Das tradierte, aus dem Altertum überlieferte Wissen, etwa von Aristoteles und Ptolemäus stammend, verband sich mit Resultaten eigener empirischer Untersuchungen. Bis 1500 lag das Zentrum der naturwissenschaftlichen Gelehrsamkeit in Oberitalien. Die Bedeutung der oberitalienischen Universitäten ging danach langsam zurück. Mit Nikolaus Kopernikus, Johannes Kepler, Tycho Brahe, Francis Bacon, René Descartes und Isaac Newton, um nur einige der epochemachenden Vertreter zu nennen, entwickelten sich neue Zentren der Gelehrsamkeit nördlich der Alpen. Möglicherweise leistete der Protestantismus hierbei Vorschub, da er mit der Vorstellung individueller Erkenntnisfähigkeit eher sympathisierte als die Katholizität [1]. Richten wir unseren Blick nun auf das Jahr 1652. Bis vor 4 Jahren tobte der 30jährige Krieg und hinterließ traumatisierte Seelen und verwüstete Ländereien. Auch auf den Universitätsbetrieb hat er sich desaströs ausgewirkt [2]. Es ist anzunehmen, dass das Bedürfnis intellektueller Betätigung nach Abschluss des Westfälischen Friedensvertrags ebenso groß wa
Data Loading...