Kein Wundermittel

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REPORT


Vier-Tage-Woche

Kein Wundermittel Die kurzfristigen negativen Auswirkungen der Corona-Krise auf den deutschen Arbeitsmarkt konnten dank Milliardenausgaben für Kurzarbeitergeld und Konjunkturpakete abgefedert werden: Die Zahl der Arbeitslosen erhöhte sich zwar bis August 2020 um gut eine halbe Million auf knapp 3 Mio., sie nähert sich aber keineswegs früheren Negativrekorden von 5 Mio. Arbeitslosen. Auch wenn der Bezug von Kurzarbeitergeld auf zwei Jahre mit Ersatzleistungen von bis zu 87 % des letzten Nettoeinkommens sowie die Aussetzung der Insolvenzregelung bis Ende 2020 vom Kabinett beschlossen wurden, wird ein massiver Strukturwandel mit dem massenhaften Verlust von Industriejobs befürchtet. Vor diesem Hintergrund hat sich der Chef der IG Metall, Jörg Hofmann, für die Einführung der Vier-TageWoche in der gesamten Metall- und Elektroindustrie ausgesprochen – mit einem gewissen Lohnausgleich für die Beschäftigten. Seiner Ansicht nach ist eine Arbeitszeitverkürzung auch im Interesse der Arbeitgeber, um Kosten für einen Sozialplan bei Entlassungen einzusparen. Bereits 2018 stand eine Arbeitszeitverkürzung auf 28 Stunden im Zentrum der Tarifverhandlungen. Der Kompromiss der Tarifvertragsparteien sah erstmals die Möglichkeit einer „verkürzten Vollzeit“ von 28 Stunden für maximal zwei Jahre vor, wenn Arbeitnehmer z. B. eine Familienzeit, eine Pflegezeit für Angehörige oder Zeit für eine Weiterbildung wünschten. Doch auch mehr Arbeitsstunden konnten befristet auf Wunsch des Arbeitgebers vereinbart werden. Damit war der tarifvertragliche Rahmen für eine „atmende“ Arbeitszeit gesetzt. Ist eine Vier-Tage-Woche jedoch auch eine Lösung für den industriellen Strukturwandel, der durch den krisenbedingten Digitalisierungsschub des Jahres 2020 beschleunigt wird? Richtig ist: Als Folge der industriellen Revolution (erstes Maschinenzeitalter) stieg die Arbeitsproduktivität, sodass im Durchschnitt kürzere Arbeitszeiten bei höheren Stundenlöhnen in allen Industrieländern möglich wurden. Dementsprechend könnte als Folge der derzeitigen „Digitalisierungsrevolution“ (zweites Maschinenzeitalter), die seit Jahren im Durchschnitt stagnierende Arbeitsproduktivität deutlich zunehmen, sodass zukünftig auch niedrigere durchschnittliche Jahresarbeitszeiten bei höheren Löhnen möglich würden. Jedoch sind solche langfristigen Entwicklungen über viele Jahrzehnte mit enorm schmerzhaften Anpassungsprozes© Der/die Autor(en) 2020. Open Access: Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz (https:// creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de) veröffentlicht. Open Access wird durch die ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft gefördert.

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DOI: 10.1007/s10273-020-2727-y

sen auf dem Arbeitsmarkt verbunden. So hat es während der industriellen Revolution viele Gewinner und Verlierer bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern gegeben. Das ist auch zukünftig zu erwarten, wenn man alle empirischen Studien zu den Beschäftigungswirkungen der Digitalisierung zusammenfasst: Die meisten Studien kommen zu dem Ergebnis, dass