Psychosoziale Risikofaktoren

In den letzten 20 Jahren ist die Anzehl der Studien zu Risikofaktoren rapide angestiegen. Dabei wurde der Begriff „Risikofaktor“ inflationär und inkonsistent genutzt, was nicht zuletzt auf das Fehlen eindeutiger Definitionen zurückzuführen ist. Vorschläge

  • PDF / 657,063 Bytes
  • 8 Pages / 482 x 686 pts Page_size
  • 72 Downloads / 195 Views

DOWNLOAD

REPORT


Anorexia nervosa

– 67

13.2

Bulimia nervosa

13.3

Binge-Eating-Störung – 72

– 69

In den letzten 20 Jahren ist die Anzahl der Studien zu Risikofaktoren rapide angestiegen. Dabei wurde der Begriff ff »Risikofaktor« infl flationär und inkonsistent genutzt, was nicht zuletzt auf das Fehlen eindeutiger Definitionen fi zurückzuführen ist. Vorschläge für klarere Definitionen fi wurden in den zurückliegenden Jahren von H. Kraemer und Mitarbeitern erstellt und sind mittlerweile allgemein anerkannt. Da die entsprechende Defi finition für den Begriff ff Risikofaktor auch diesem Kapitel zugrunde liegt, soll zunächst der Begriff ff eingeführt werden. ! Ein Risikofaktor ist die messbare Charakteristik einer Person in einer spezifi fischen Population, der (a) einem Ereignis (z. B. Krankheitsbeginn) vorausgeht und (b) das Eintrittsrisiko des Ereignisses erhöht. Risikofaktoren, die wie Geschlecht oder ethnische Zugehörigkeit nicht veränderlich sind, werden als feste Marker bezeichnet. Kann bei einem Faktor die zeitliche Abfolge nicht durch längsschnittliche Untersuchungen oder per Definition fi (ethnische Zugehörigkeit, Alter) nachgewiesen werden, spricht man von einem Korrelat bzw. einem retrospektiven Korrelat, falls der betreff ffende Faktor in Studien mit querschnittlichem Design retrospektiv erfasst wurde.

Im Folgenden werden die Ergebnisse empirischer Untersuchungen zu psychosozialen Risikofaktoren und retrospektiven Korrelaten für Anorexia nervosa (AN), Bulimia nervosa (BN) und Binge-EatingStörung (BES) wiedergegeben.

13.1

Anorexia nervosa

Sowohl für klinische als auch nichtklinische Stichproben belegen zahlreiche Arbeiten, dass AN und BN deutlich häufi figer bei Frauen auft ftreten. Die Prävalenzen von Essstörungen sind bei Frauen dabei etwa um den Faktor 10 erhöht. Da weibliches Geschlecht auch für zahlreiche andere psychische Störungen als Risikofaktor gilt, wird es als nichtspezifischer fi Marker klassifi fiziert. Obwohl Essstörungen traditionell vorwiegend als Problem in kaukasischen Ethnizitäten angesehen werden, zeigt eine Überblicksarbeit, dass erhöhte oder ebenso hohe Raten von Essstörungen auch bei native Americans und Angehörigen hispanischer Ethnizität festgestellt werden konnten. Niedrigere Prävalenzen fanden sich hingegen bei Angehörigen afroamerikanischer oder asiatischer Ethnizität. Nichtasiatische Ethnizität kann daher als Marker sowohl für AN als auch BN klassifiziert fi werden. Die höchste Inzidenz von Essstörungen wird in zahlreichen Untersuchungen von der Adoleszenz bis zum frühen Erwachsenenalter berichtet, sodass diese zeitliche Periode als variabler Risikofaktor bezeichnet werden kann. Auf der Basis von drei Arbeiten, in denen mithilfe von Krankenhausregistern die Häufi figkeiten von Komplikationen während Schwangerschaft und Geburt retrospektiv untersucht wurden, konnte ein vermehrtes Auftreten ft von Frühgeburten, Geburtstraumen, Zephalhämatomen, Präeklampsien und Herzproblemen der Neugeborenen festgestellt werden. Diese Faktoren können als spezifische fi feste Marker für AN und BN klassifi fizie