Sauerstoff auf der Intensivstation: Etwas mehr scheint nicht zu schaden
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Maschinelle Beatmung
Sauerstoff auf der Intensivstation: Etwas mehr scheint nicht zu schaden Hintergrund und Fragestellung: Die Gabe von Sauerstoff ist die
häufigste therapeutische Maßnahme bei Patienten mit respiratorischer Insuffizienz. Seit langer Zeit ist bekannt, dass gerade akut geschädigte Lungen besonders empfindlich auf weitere Schädigungen durch Scherkräfte und andere Belastungen durch eine maschinelle Beatmung reagieren. Lungenprotektive Beatmungsstrategien haben sich als Standard durchgesetzt. Bezüglich der optimalen Sauerstofftherapie bestehen jedoch erhebliche Unklarheiten. Aufgrund von pathophysiologischen Überlegungen sowie der Ergebnisse einzelner Studien wurden Sorgen geäußert, dass hohe inspiratorische Sauerstoffkonzentrationen (FiO2) Lungenschädigungen induzieren können und sich nachfolgend die Prognose der Patienten verschlechtert. Nun sind zwei prospektiv randomisierte Multicenterstudien zum Thema erschienen.
Patienten und Methoden: Studie 1: Die neuseeländisch-australische Intensivmedizin-Stu-
diengruppe (ICU-ROX) hat 1.000 Patienten, die eine invasive maschinelle Beatmung von erwartet mehr als 24 h (nach Studieneinschluss) benötigen, in 2 Gruppen randomisiert. In der konservativen Sauerstoffgruppe wurde ein Zielwert für die puls oxymetrische Sättigung (SpO2) von 90 bis 97 % vorgegeben. Anpassungen des FiO2 sollten bei Über- oder Unterschreiten des Zielwertes in 5-minütigen Abständen erfolgen. Bei Werten im Zielkorridor sollte jeweils alle 30 Minuten der Versuch einer Anpassung zu einer möglichst niedrigen FiO2 (d.h. bis 0,21) vorgenommen werden. Ein oberer Sauerstoffalarm wurde auf eine SpO2 von 97 % vorgegeben. Im Kontrollarm (liberale Strategie) wurde die untere Sauerstoffgrenze auf 90 % gesetzt, eine obere Grenze wurde nicht vorgegeben.
Studie 2: In die französischen Multizenterstudie (LOCO2) des
REVA-Netzwerkes wurden nur Patienten mit ARDS einbezogen. Alle Patienten wurden mit einer lungenprotektiven Strategie beatmet. Geplant Originalie 1: ICU-ROX war eine Rekrutierung von Mackle D, Bellomo R, Bailey M 850 Patienten, jedoch wurde et al. Conservative Oxygen Thedie Studie nach nur 205 anarapy during Mechanical Ventilalysierten Patienten aufgrund tion in the ICU. N Engl J Med. der schlechten Rekrutierung 2020.;382(11):989-98 und der Tendenz zu einer Originalie 2 LOCO2: höheren Sterblichkeit in der Barrot L, Asfar P, Mauny F et al. konservativen Gruppe abgeLiberal or Conservative Oxygen brochen. Die RandomisieTherapy for Acute Respiratory rung erfolgte nach Alter und Distress Syndrome. N Engl J Schwere der respiratoriMed. 2020;382(11):999-1008 schen Insuffizienz. In der konservativen Gruppe wur-
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PNEUMONEWS . 2020; 12 (5)
de ein PaO2 von 55 bis 70 mmHg bzw. eine SpO2 von 88 bis 92 % angestrebt.
Ergebnisse: In beiden Studien wurde das Ziel einer Reduktion der inspiratorischen Sauerstoffkonzentrationen und des PaO2 erreicht.
Studie 1: In der ICU-ROX-Studie wurde als primäres Studien-
ziel der Median der ventilatorfreien Tage am Tag 28 gewählt, wofür sich kein Unterschied (21,3
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