Schwere Epistaxis: Nasentamponade wirksam, aber schmerzhaft

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REPORT


Schwere Epistaxis: Nasentamponade wirksam, aber schmerzhaft Nasentamponaden zur Blutstillung bei Epistaxis sind quälend, führen aber bei Notfallpatienten häufig zum Erfolg, sofern sie ausreichend lang in der Nase bleiben. Das ist das Ergebnis einer Umfrage in über 100 britischen Kliniken. Die Frage ist: Geht die Blutstillung nicht auch schonender?

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er mit starkem Nasenbluten eine Notaufnahme aufsucht, bekommt aller Wahrscheinlichkeit nach erst einmal eine Nasentamponade, zumindest in Großbritannien. Doch wie effizient stoppt diese Maßnahme die Blutung? Welche Faktoren beeinflussen den Erfolg? Und wie empfinden die Patienten die Prozedur? Dies versuchten britische HNO-Ärzte in einer Umfrage an 113 Kliniken zu klären. An der Studie waren 969 Patienten (mindestens 16 Jahre alt) beteiligt, die man nach Erstversorgung der Epistaxis in der Notaufnahme an die jeweilige HNO-Abteilung überstellt hatte. Insgesamt hatten 73 % eine Nasentamponade erhalten. Zur erfolgreichen Blutstillung kam es bei knapp 88 % der tamponierten Patienten. Allerdings hatten die Autoren es auch als Erfolg gewertet, wenn nach Entfernen des Tampons noch eine Kauterisation vorgenommen wurde. Eine solche kam in jedem zweiten Fall zum Einsatz. Ein Therapieversagen lag definitionsgemäß vor, wenn nach Entfernen der ersten eine zweite Tamponade eingesetzt werden musste oder eine Operation oder Embolisation zur Blutstillung erfolgte. Wurde die Tamponade mindestens 21 Stunden in der Nase belassen, erhöhte das die Chance auf ein Sistieren der Blutung um mehr als das Doppelte gegenüber einer kürzeren Verweildauer. Überraschend war das Risiko für ein Versagen der Maßnahme bei Einnahme gerinnungsaktiver Substanzen nicht erhöht (wenngleich diese das Epistaxisrisiko steigern), ebensowenig bei Patienten mit Bluthochdruck. Auch Laborparameter wie der INR-Wert oder die Thrombozytenzahl ließen zumindest in dieser Stu-

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die keine Assoziation mit Erfolgsraten erkennen. Die Autoren fanden aber Hinweise auf einen möglichen anderen Risikofaktor: die koronare Herzkrankheit (KHK). Bei Patienten mit KHK war die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Blutung nach Entfernen der Tamponade nicht stoppen ließ, um das Doppelte erhöht. Es seien jedoch weitere Studien erforderlich, um eine eventuelle Kausalität zu belegen. Der Kauter war bei 195 Patienten primäres Blutstillungsverfahren. Weitere 37 erhielten lokal blutstillende Substanzen. Die Autoren sehen hierin eine Alterna-

tive, die von den Patienten möglicherweise besser akzeptiert würde. Allerdings fehlen derzeit noch Studien zur Wirksamkeit im Routineeinsatz. Leitlinien zum Management der Epistaxis gibt es für den deutschen Raum bislang nicht. Es wird empfohlen, auf bestehende Behandlungsalgorithmen zurückzugreifen. Fazit: Eine Nasentamponade über 21 Stunden war bei schwerer Epistaxis mit einer hohen Erfolgsquote assoziiert. Weil die Prozedur oft so schmerzhaft ist, sollten alternative Maßnahmen erwogen werden.  Dr. Elke Oberhofer INTEGRATE (The UK ENT Trainee Research Network). Nasal packs for epistaxis: predictors of s