Schwere organische Dysphagie nach Langzeitbeatmung bei einem Patienten mit Sepsis und Multiorganversagen

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REPORT


. Riessen, Tübingen

Zusatzmaterial online Dieser Beitrag enthält zwei Videos zur Fiberendoskopie des Schluckakts. Dieses Supplemental finden Sie unter dx.doi.org/10.1007/ s00063-012-0148-4

Anamnese Im vorliegenden Fall handelt es sich um eine 62 Jahre alte Frau, die sich mit schwerer chronischer Schluckstörung in der HNO-Klinik vorstellte. Ihre Kranken­ geschichte begann auswärtig 2 Jahre früher mit einer schweren Knochenmark­ depression und Panzytopenie im Rahmen einer adjuvanten Chemotherapie mit Epirubicin wegen eines Mammakarzinoms. Sie entwickelte hierunter eine Bakteriämie mit Staphylococcus aureus und wurde mit septischem Schock und Multiorganversagen auf eine auswärtige ­Intensivstation verlegt. Wegen Langzeitbeatmung von insgesamt mehr als 3 Monaten erfolgte eine Tracheostomie. Schwierigkeiten bei der oralen Intubation wurden nicht berichtet. In einer anschließenden Rehabilitationsphase von 2 Monaten wurde die Patientin nach Weaning dekanüliert. Sechs Monate später erfolgte der chirurgische Tracheostomaverschluss. Primär lag keine schwere Schluckstörung bei der Patientin vor. Sie erhielt deswegen auch keine perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG), weder während des Aufenthalts auf Intensivstation noch später.

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S. Bohne1 · P. Schelhorn-Neise1 · F.M. Brunkhorst2 · O. Guntinas-Lichius1 1 Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Universitätsklinikum Jena 2 Paul-Martini Sepsis Forschungsgruppe, Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin, Universitätsklinikum Jena

Schwere organische Dysphagie nach Langzeitbeatmung bei einem Patienten mit Sepsis und Multiorganversagen

Befund Bei der Vorstellung in der HNO-Klinik beklagte die Patientin eine schwere Dysphagie, die sich trotz Übungsbehandlung mit Schlucktraining über mehr als 1 Jahr nicht gebessert hatte. Über den Hausarzt sei eine Breischluckuntersuchung veranlasst worden, die unauffällig gewesen sei. Trinken war ohne Schwierigkeiten möglich, doch berichtete sie über Beschwerden beim Essen von fester Nahrung bis hin zur Unmöglichkeit, feste Nahrung zu schlucken. Es kam mehrmals wöchentlich vor, dass Speisen wie Früchte, Salat oder Tabletten im Hals stecken blieben und sich nur beim wiederholten Trinken von Wasser lösten. Symptome für einen gastroösophagealen Reflux bestanden nicht. Die HNO-Untersuchung zeigte eine normale Zungenmotilität, einen normalen Würgereflex und eine ­normale Stimmbandbeweglichkeit. Die ­s tarre ­L aryngoskopie zeigte eine verringerte ­Beweglichkeit der Epiglottis. Die Fiberendoskopie des Schluckakts („­fiberoptic ­endoscopic evaluation of swallowing“; FEES; [1]) beim Schlucken von kleinen Portionen von Flüssigkeit (­teelöffelweise) zeigte dezente Retentionen im Hypopharynx, aber keine glottische Penetration oder Aspiration. Das Schlucken von großen Portionen Flüssigkeit (Esslöffel) zeigte eine massive Penetration und postglutitive Aspiration in den Larynx, v. a. durch Passage über die Epiglottis hinweg. Das Schlucken fester Nahrung (z. B. Brot) führte zu massiver Nahrungsretention auf

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