Haarkortisol als chronischer Stressparameter bei Patienten mit akutem ST-Strecken-Hebungs-Infarkt

  • PDF / 571,556 Bytes
  • 8 Pages / 595 x 792 pts Page_size
  • 110 Downloads / 206 Views

DOWNLOAD

REPORT


Kardiovaskuläre Erkrankungen sind noch immer für rund zwei Drittel aller Todesfälle in Deutschland verantwortlich und stehen somit weiterhin auf dem ersten Platz der Todesursachenstatistik [1–4]. Neben arterieller Hypertonie, Übergewicht, Diabetes mellitus, Dyslipoproteinämie, Bewegungsmangel und einem generell ungesunden Lebensstil gilt Stress als einer der Risikofaktoren für die Entstehung kardiovaskulärer Erkrankungen [5–8]. Dabei ist es nach wie vor unklar, inwieweit chronischer Stress direkt zu einem akuten Koronarsyndrom wie dem Myokardinfarkt führt. Im klinischen Alltag werden Stressfaktoren, v. a. psychischer Stress, häufig noch unzureichend oder lediglich durch das Abfragen des subjektiven Stressempfindens erfasst. Kortisol ist nicht nur einer der wichtigsten Vertreter der Glukokortikoide und zählt zu den Steroidhormonen der Nebennierenrinde, sondern ist ein sehr relevantes Stresshormon, das durch die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse aktiviert wird [9]. Bis vor einigen Jahren wurden Kortisolspiegelanalysen beim Menschen ausschließlich in Blut, Speichel oder Urin vorgenommen, was allerdings nur Aussagen zur Kortisolkonzentration in den zurückliegenden Minuten oder Stunden erlaubte [10]. Inzwischen ist es jedoch möglich, die Kortisolkonzentration im Haar zu bestimmen. Hiermit steht ein Langzeitparameter zur Verfügung, der eine retrospektive Beurteilung der kumulativen Kortisolsekretion über einen Zeitraum von bis zu mehreren

Helena Crom · Hans-Joachim Trappe Medizinische Klinik II – Kardiologie und Angiologie, Marien Hospital Herne, Ruhr-Universität Bochum, Herne, Deutschland

Haarkortisol als chronischer Stressparameter bei Patienten mit akutem ST-StreckenHebungs-Infarkt Monaten ermöglicht [11]. Vor einigen Jahren wurde darauf hingewiesen, dass bei erwachsenen Männern mit akutem Myokardinfarkt eine erhöhte Haarkortisolkonzentration („hair cortisol concentration“, HCC) beobachtet wurde [12]. Andere Studien zeigten demgegenüber kontroverse Ergebnisse bezüglich einer eventuellen Assoziation von Haarkortisolwerten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sodass der Stellenwert dieser Methodik unklar blieb [13, 14]. Ziel der vorliegenden Studie war es zu prüfen, ob die HCC als chronischer Stressparameter bei Patienten mit ST-Strecken-HebungsInfarkt („ST-segment elevation myocardial infarction“, STEMI) erhöht ist und somit möglicherweise einen prognostischen Wert für einen Myokardinfarkt als akute kardiovaskuläre Erkrankung besitzt.

Material und Methoden Patienten In diese prospektive Studie wurden insgesamt 120 Patienten (62 Männer, 58 Frauen; Alter: 64,8 ± 12,8 Jahre) eingeschlossen, bei denen eine koronare Herzkrankheit (KHK) vorlag (. Tab. 1). Bei 40 Patienten (22 Männer, 18 Frauen; Alter: 67,5 ± 14,4 Jahre) lag ein STEMI im EKG vor, bei 80 Patienten (40 Männer, 40 Frauen; Alter: 63,4 ± 11,8 Jahre) lag eine KHK ohne interventionspflichtige Stenosen an den Kranzgefäßen vor. Die demographischen Daten sind im Detail in den . Tab. 2 und 3 dargestellt. Alle Patienten wurden

über die Studie aufgeklärt und gabe