Eine seltene Ursache rechtsseitiger Unterbauchschmerzen

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REPORT


T. Haß1 · N. Beuge1 · D. Höflmayer2 · M. Neipp1 1 2

© Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020

Klinik für Allgemein-, Gefäß- und Viszeralchirurgie, Klinikum Itzehoe, Itzehoe, Deutschland Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland

Eine seltene Ursache rechtsseitiger Unterbauchschmerzen Anamnese Ein 51-jähriger Landwirt stellte sich mit einer Einweisung bei Verdacht auf Appendizitis in unserer Notaufnahme vor. Der Patient berichtete über seit etwa 2 Wochen bestehende wechselnde abdominelle Beschwerden, welche sich im Verlauf vom Oberbauch in den rechten Unterbauch verlagert hätten. Fieber, Übelkeit oder Erbrechen beklagte der Patient nicht. Bis auf eine rechtsseitige Leistenhernienreparation nach Lichtenstein vor mehreren Jahren waren bisher keine weiteren abdominellen Operationen durchgeführt worden. Weitere Vorerkrankungen bestanden nicht.

nung oder Peritonismus. Die Darmgeräusche waren leicht reduziert und hochgestellt. Das Aufnahmelabor zeigte ein leicht erhöhtes CRP von 35 mg/l bei normaler Leukozytenzahl und eine normochrome, normozytäre Anämie mit einem Hämoglobin von 7,142 mmol/l. In der Sonographie ließ sich im rechten Unterbauch eine wandverdickte Dünndarmschlinge mit träger Peristaltik ohne Hinweis auf eine pathologische Kokarde darstellen. Bei Verdacht auf eine Invagination erfolgte am Aufnahmetag eine Computertomographie (CT) des Abdomens mit rektaler Kontrastierung (. Abb. 1).

Klinischer Befund und Diagnostik Wir sahen einen Patienten in normosomem Ernährungs- und leicht reduziertem Allgemeinzustand. Das Abdomen war weich mit lokalem Druckschmerz im rechten Unterbauch ohne Abwehrspan-

Abb. 1 9 Computertomographie des Abdomen mit rektalem Kontrasteinlauf: In der koronaren Aufnahme (a) zeigte sich eine max. 87 × 52 mm messende, in der axialen Aufnahme (b) eine max. 93 × 46 mm messende Struktur im rechten unteren Quadranten mit torquiert imponierendem terminalem Ileum

Der Chirurg

Bild und Fall D Wie lautet Ihre Diagnose?

Therapie und Verlauf Bei letztlich unklarem Abdomen und unter dem CT-morphologischen Verdacht von torquierten Ileumschlingen im Sinne eines Volvulus erfolgte am Aufnahmetag eine explorative Laparoskopie. Intraoperativ imponierte eine kolbig aufgetriebene Appendix mit schlanker und entzündungsfreier Basis. Die Appendix lag auf gesamter Länge dem terminalen Ileum auf, welches sich selbst als wandverdickt und leicht ödematös darstellte. Es erfolgte eine problem- und komplikationslose Appendektomie. Ein Volvulus bestätigte sich intraoperativ nicht. Der Patient erholte sich postoperativ rasch bei komplikationslosem Verlauf. Die histopathologische Aufarbeitung ergab eine 7,1 cm lange und zentral bis maximal 1,7 cm durchmessende Appendix mit anhaftendem bis 1,5 cm messendem Mesenteriolum und als Zufallsbefund eine muzinöse low-grade Neoplasie der Appendix („low-grade appendical mucinous neoplasm“, LAMN) mit tumorfreiem Resektionsrand (R0) und Muzinnachweis in der Subserosa, entsprechend einem T3Stadium (. Abb. 2). Wir bes